WmdedgT im November 2024

Dienstag, 05. November 2024
November
Nebel wabert.
Kalter Regen fällt.
Grau umgibt die Seele
ungemütlich.

Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

05:20 Uhr
Aufgewacht. Kann nicht mehr schlafen. Zu viel geht mir durch den Kopf.
Also mache ich mich fertig, brauche ewig im Bad.
Dann hocke ich in der Küche, nehme meine Medikamente und hadere mit mir. Warum habe ich denn nicht gestern noch den falschen Schein reklamiert? Der Doc hatte ausdrücklich Überweisung gesagt, nicht Einweisung.

06:50 Uhr
Ich logge mich in meinen heutigen Kurs ein, bereite alles vor, damit ich nachher pünktlich starten kann. Dann ziehe ich mich schön an, schön zum Rausgehen, zutzle die Haare zusammen, die letzten dünnen Fäden, die ich noch auf dem Kopf habe und verlasse das Haus in Richtung Arztpraxis. Es ist die gleiche Schwester da, die mir gestern die Einweisung gegeben hatte. Als ich sie bat, das in eine Überweisung zu ändern, wurde sie gleich fuchtig. Ich solle schließlich stationär gehen und da sei das geneu der richtige Schein. Bei dem Gespräch mit dem Arzt ging es darum, dass ich eben nicht stationär aufgenommen werden soll, weil er erst einmal Untersuchungen machen lassen will und anhand dieser Befunde dann schauen will, wie weiter verfahren wird. Im Grunde will er nur sicherstellen, dass nichts übersehen wird.

07:55 Uhr
Unverrichteter Dinge wieder daheim. Es ist genug Zeit, der Freundin von dem Ergebniss zu schreiben, die Kollegin anzurufen und ihr die schreckliche Nachricht zu überbringen, dass ich nun ins Krankenhaus muss und zumindest die nächsten beiden Kurse nicht halten kann. Ach ja, und dann ist sogar noch Zeit für den Montagsstarter.

09:00 Uhr
Ich würde meinen Kurs gern pünktlich beginnen, aber bisher ist ein einziger Teilnehmer eingeloggt. Ihn bitte ich um Geduld bis 9:10 Uhr, in der Hoffnung, dass bis dahin ein paar mehr Leute da sind. Ein paar sind es dann tatsächlich und ich beginne mit der Einweisung. Diese halte ich im Laufe des Tages noch 7 Mal, weil immer wieder noch Leute hinzu kommen, die ursprünglich gar nicht für diesen Kurs angemeldet waren. Was für eine Unsitte. Dauernd muss ich den laufenden Unterricht unterbrechen, um die Nachzügler einzuweisen. Dadurch verschiebt sich natürlich alles nach hinten, und damit wir am Ende nicht den Feierabend überziehen, muss ich die Pausen kürzen.
Und für mich bestehen die Pausen, die die Teilnehmer haben dürfen, darin, Anwesenheiten nachzutragen und Änderungen vorzunehmen, damit für die Zuspätkommer auch alles chic ist.
Ich kann es mir nicht verkneifen, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich in dem künftigen Job, auf den sie hier geschult werden, solche teils stundenlangen Verspätungen nicht erlauben können. Muss man ja mal sagen.

17:00 Uhr
Ich bin fertig! Ja, auch körperlich. Aber nicht so schlimm wie bei den letzten Kursen, weil ich inzwischen eine sehr wichtige Aufgabe selbst übernehmen konnte, für die ich bis letzte Woche noch den Support gebraucht hatte. Dass ich das jetzt selbst kann {und darf}, macht es für mich einfacher.

17:20 Uhr
Ich gönne mir einen Kaffee und schreibe diesen Eintrag. Zumindest bis hier.
Jürschn ruft an. Ich erzähle ihm von meinem Dilemma.
Dann packe ich meine Tasche für morgen. Für das Krankenhaus, in das ich nun muss, weil diese blöde Schwester das so entschieden hat.

19:00 Uhr
Ich habe Gräupchen gekocht, die ich mir jetzt schmecken lasse. Viel zu viele. Hoffentlich kann ich am Donnerstag wieder heim. Bis dahin halten sie sich.

20:30 Uhr
Ich texte mit der Schwester, die mir seltsame Ratschläge gibt und fragt, ob ich jetzt gleich ins Bett gehe. Natürlich nicht. Kann doch ohnehin nicht schlafen.
Nachher gleich schaue ich den Erzgebirgskrimi zu Ende, dann werde ich lesen bis ich vielleicht doch irgendwann einschlafe.
Das war mein 05. November 2024.
Bis zum nächsten Mal.

In früheren Jahren
November 2023
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November 2021
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November 2018
November 2017

Dienstag – 29.10.2024

Oktober
Sonne lacht,
wärmt die Seele.
Golden leuchtet das Laub.
Herbstglück!

Ein kleines Elfchen. Mehr habe ich heute nicht zusammen bekommen.

Der Kurs ist heute ausgefallen. Es waren keine Teilnehmer angemeldet. Dann sah ich, dass das Management mir einen Trainer eingetragen hatte, den ich schulen sollte. Also habe ich mich doch in den Kurs eingeloggt, weil ich ihm zumindest sagen wollte, dass ich ohne Teilnehmer natürlich den Vortrag nicht halten werde. Das akademische Viertel habe ich abgewartet, wer nicht kam, war der Trainer. Na, wenn er schon so anfängt!
Ich habe die Schulung dann offiziel abgemeldet. Gearbeitet habe ich trotzdem, weil erst Curly Sue anrief und meine Hilfe brauchte oder zumindest einen Rat. Wir haben eine ganze Weile gefachsimpelt. Später meldete sich dann auch noch die Sachbarbeiterin und auch wir haben noch bissel gefachsimpelt.
Dann war schon Mittag und ich habe endlich mein Stanzgerät ausprobiert. Sehr schön. Wenn nun demnächst die Weihnachtsmotive an Stanzen geliefert werden, kann die Kartenbastelei richtig durchstarten. Also, falls mein (Un-)Geschick mir nicht im Wege steht.

In der Frühnachmittagssonne saß ich eine Weile auf dem Balkon. Das war sooo schön.
Inzwischen ist die Sonne aber längst hinter dem Haus gegenüber verschwunden. Ich habe mich wieder in mein Zimmer verzogen und werde nun noch ein wenig an der dunkelblauen Socke nadeln.

Geschichten am Dienstag

96/365

Warum es immer wieder schneit
Am Abend meinte Lili, sie sei schon ganz verrückt wegen all dieser widersprüchlichen Informationen, wegen all dieser Regelungen und Maßnahmen, die teilweise völlig konfus und nicht nachvollziehbar sind, und angesichts der erzielten oder eben gerade nicht erzielten Wirkung offensichtlich auch völlig nutzlos.
Als ich ihr dann am Morgen dieses Schneefoto schickte, fragte sie: Ja, ist denn die Frau Holle jetzt auch schon völlig durchgedreht? Und da wusste ich es! Plötzlich war mir klar, warum es immer noch und immer wieder schneit.
Dass Frau Holle durch das Schütteln ihrer Betten im Winter für Schnee sorgt, wisst ihr alle. Aber was die Hollerfrau den Rest des Jahres zu tun hat, das weiß manch einer nicht. Oder doch? Sie ist die Schutzheilige aller Spinnerinnen und Spinner. Sie sorgt dafür, dass die Wiesen und Weiden grün sind, damit die Herden der Wanderschäfer immer genug zu fressen finden. Sie sorgt auch dafür, dass im Frühjahr der Hollerstrauch reichlich blüht, damit die Menschen aus den Blüten Sirup kochen und daraus den Sommer über Limonade machen können. Der Hollerstrauch ist ihr Strauch, von ihm hat sie ihren Namen, aus dem bezieht sie einen Teil ihrer Zauberkraft und natürlich sorgt sie für ihn, denn er muss wirklich viele Blüten haben, damit nach der Ernte im Frühjahr noch genug Dolden übrig bleiben, an denen über den Sommer Beeren wachsen können, erst grün {und giftig}, dann rot und im Herbst blauschwarz. Dann können die Menschen auch die Dolden ernten, die im Frühjahr stehen geblieben sind und daraus Saft oder Suppe kochen, die eine gewisse Heilwirkung haben.
Doch die Frau Holle tut noch mehr. Manchmal, wenn die Frauen des Dorfes in der Ratsstube des Dorfältesten oder auch im Dorfkrug {wenn es denn einen gibt} beisammen sitzen und spinnen, klopft es an der Tür und eine Fremde erbittet Einlass. Sie setzt sich zu den Frauen, holt ihre Spindel hervor und spinnt ein feines Garn. Dabei lauscht sie den Erzählungen der Frauen und bringt selbst Geschichten oder Nachrichten aus der Welt in die Dörfer. Wenn sie dann spät am Abend wieder geht, tut sie das nicht durch die Tür, durch die sie hereingekommen ist. Sie öffnet ein Fenster und wirft ihre Spindel hinaus. Diese schwebt dann einen Meter über dem Boden und das Ende des eben gesponnenen Fadens hängt waagerecht in der Luft. Auf diesen schwingt sich die Fremde und reitet darauf in die Nacht. Da erst erkennen die Frauen, wer in den letzten Stunden ihr Gast gewesen war, nämlich ihre Schutzheilige, die Frau Holle.
Und nun? Die Welt erstarrt im Lockdown. Seit Monaten darf keiner mehr vor die Tür. Dorfschänken bleiben geschlossen und auch in den Ratsstuben dürfen sich die Spinnerinnen nicht mehr treffen. Jede sitzt für sich allein daheim und bläst beim Spinnen Trübsal, denn wenn man sich gegenseitig keine Geschichten mehr erzählen darf und keine Fremden mehr Nachrichten aus aller Welt bringen, bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als trübsinnig zu werden. Nicht einmal beim Händler kann man mehr die Nachbarinnen treffen und einen Plausch halten, denn die Händler mussten ihre Läden zusperren. Manche kommen jetzt an die Häuser, um den Menschen ihre Waren zu bringen, aber auch da dürfen sie sich nicht aufhalten. Sie legen ihre Waren auf der Türschwelle ab, klopfen kräftig an die Tür, doch bis die Hausfrau diese geöffnet hat, sind sie schon wieder verschwunden. Freilich kommen Herolde in die Dörfer und verkünden lauthals in den Straßen die neuesten Nachrichten. Doch was sind das für Nachrichten? Immer nur schlechte, von Krankheit und Tod und neuen immer krasseren Verboten und Maßregeln, für die sich die Menschen nicht mehr interessieren, weil sie ohnehin in ihren Hütten eingesperrt sind. Schlimmer kann es doch kaum mehr kommen.
Und was hat das alles nun mit unserer Frau Holle zu tun? Die sitzt auch allein in ihrem Wolkenhaus, darf nicht auf die Erde hinab, nicht zu den Schafweiden, nicht zu den Holundersträuchern und erst recht nicht zu den Menschen in den Spinnstuben. Und es kann auch niemand zu ihr kommen, nicht einmal die Pechmarie. Selbst über deren Gesellschaft würde sich die Frau Holle jetzt freuen. Aber auch die Pechmarie sitzt in ihrem Haus und darf sich davon nur 15 km weit entfernen. Da kommt sie nicht einmal bis zum Brunnen, um hinein zu springen und erst recht nicht bis zu Frau Holles Wolkenhaus.
Und so sitzt unsere Frau Holle da oben ganz allein und langweilt sich und wird ganz langsam wirr im Kopf. Damit es nicht ganz schlimm mit ihr wird, läuft sie immer und immer wieder durch ihr Haus. Sie räumt hier etwas von da nach dort, zuppelt da an etwas herum und kommt bei ihren Runden durchs Wolkenhaus immer wieder an den Betten vorbei, die noch im Fenster liegen. Mal klopft sie nur ein wenig auf die dicken Kissen, manchmal nimmt sie eines hoch und schüttelt kräftig. Sie weiß, dass längst Frühling ist und sie mit dem Schütteln aufhören müsste, doch wenn sie durch ihr Wolkenfenster auf die Erde hinab schaut, sieht sie nichts als Chaos und Verwirrung und hört die Herolde die unsinnigsten Meldungen verbreiten. Dann schüttelt sie ihre Betten noch ein wenig kräftiger, um das Chaos unter dem Schnee zu begraben und die Herolde daran zu hindern, weiter mit ihren kruden Nachrichten durch die Welt zu ziehen.
Freilich zieht sie damit auch den Unmut der Menschen auf sich, deren Seelen wund sind und die sich bunte Frühlingsfarben wünschen, statt des ewigen Weiß.
Wenn Frau Holle dann am Fenster steht und der Unmut der Menschen bis zu ihr herauf dringt, dann sagt sie leise: Seid doch froh. Bei diesem Wetter fällt es euch leichter in euren Häusern zu bleiben und den Hausarrest zu ertagen, den eure Königin unverdient und nutzlos über euch verhängt hat. Haltet durch, meine lieben Menschen. Mehr kann ich im Moment nicht für euch tun.

Der erste Dienstag im September

{08.09.2020}

Und der Dienstag dichtet…

Heimweg
Ein Steinchen im Schuh piekt in meine Ferse
und wandert nach vorn zu den Zeh’n.
Ich bin auf dem Heimweg, schon leicht genervt.
Doch der Stein drückt, also bleibe ich steh’n.
Ich schüttle den Schuh aus, mein Blick fällt auf einen
Busch Rosen, die meisten verblüht.
Doch hier und da eine einzelne Knospe
noch frisch voller Lebenslust sprüht.
Ich bin auf dem Heimweg, mich drücken schwer
die Henkel der Einkaufstasche.
Ich schleppe mich ab mit Gemüse und Obst
und mit einer Wasserflasche.
Ich wechsle die Traghand und zwischen den Häusern
kommt ein Stück Himmel in Sicht.
Und rosafarbene Schäfchenwolken
verkünden: Hier gibt es noch Licht.
Ich komm in mein Zimmer und werfe sie ab,
die Last und auch meine Kleider.
Vom Hof draußen klingt Musik zu mir her
sie singt: Es geht immer weiter!

Ein Dienstag Ende August

{25.08.2020}

07:00 bis 16.00 Uhr
Was für ein Tag!
Es war eine Menge zu tun und einiges, das ich noch nie vorher getan habe, weil es bisher nicht zu meinem Aufgabengebiet gehörte. Hier in dieser Dienststelle ist vieles anders und *hüstel* sinnvoller geregelt, als ich das von der früheren Dienststelle kannte. Natürlich habe ich nun mehr Verantwortung, dadurch macht es auch viel mehr Spaß. Und Spaß am Job ist doch was Tolles, oder?

Und weil…
der Dienstag dichtet, habe ich mich auch einmal wieder an einem Gedicht versucht, obwohl ich letztens noch dachte, ich könnte das nicht mehr.

Es schwebt in hauchzarten Klängen
ein Lied dahin über den See.
An seinem Ufer steht träumend
die sommerliche Fee.

Sie trägt aus Seerosenblättern
und Schilf ein grünes Gewand.
Mit nackten Füßen im Wasser steht sie
gedankenverloren am Strand.

Was wird aus ihr, wenn die Winde
kälter aus Norden weh’n,
und all die grünen Blätter
braun werden und vergeh’n?

Dann trägt sie ein Kleid aus Spinnweb,
so grau wie die Wolken im Wind.
Mit Kürbis-Orange und Apfelrot
wird sie dann des Herbstes Kind.