Ein Mittwoch Mitte Juni
06:15 Uhr
Der Wecker ist abgestellt, dessen hatte ich mich noch in der Nacht gegen eins versichert. Ich kann trotzdem nicht mehr schlafen. Der Himmel strahlt hellblau, als hätte es das Unwetter gestern nicht gegeben. Durch das Fenster des Mädchenzimmers kann ich sehen, dass sich die geschundenen Buntnesseln zum Teil wieder aufgerichtet haben. Das freut mich sehr. Der Mann ist wohl irgendwann in den frühen Morgenstunden auch in den Schlaf gekommen. Ich mache mir Kaffee und stricke ein paar Runden. Am liebsten würde ich gar nicht wegfahren. Aber ich muss ohnehin am Donnerstag in Leipzig arbeiten, da bietet sich die Heimfahrt heute an. Außerdem habe ich noch einiges vorzubereiten, wenn wir am Freitag nach der Arbeit zu dritt ans Meer wollen. Und das wollen wir unbedingt, denn am Samstag ist Hafenfest in Kamp. Dafür habe ich nach Jahren endlich wieder einmal Karten ergattert und wir werden Uta und ihren Bruder da treffen. Darauf freue ich mich sehr.
08:00 Uhr
Beim Taschen packen habe ich getrödelt. Doch nun bin ich fertig und kann es nicht mehr hinauszögern. Ich schleiche zum Mann, der davon aufwacht und gleich erst einmal auf die Terrasse läuft. Er kommt schnell wieder herein und sieht schon wieder sehr traurig aus. Ich frühstücke nun doch noch eine Kleinigkeit. Dann beladen wir das Auto und ich mache mich auf den Weg.
11:00 Uhr
Ich finde einen Parkplatz vor dem Haus, so dass ich meine Taschen alle auf einmal hinein tragen kann. Dabei stelle ich fest, dass mir das schwer Heben und Tragen nicht mehr so viel ausmacht, wie noch in der letzten Woche. Darüber bin ich froh, auch wenn dieser Zustand bald wieder zerstört wird, wenn ich mich der OP ein zweites Mal unterziehen muss. Erstmal ist es gut, wie es ist.
Im Briefkasten eine Nachricht des Finanzamtes. Wir als Erben müssen im Jahr 2024 keine Einkommenssteuervorauszahlung auf Muttis Rente entrichten. Da haben wir jetzt aber Glück, dass wir für eine Verstorbene keine Einkommenssteuer mehr zahlen müssen. Also, sowas!
12:00 Uhr
Weshalb ich den Laptop mit nach Jena gschleppt habe, kann ich nicht sagen. Benutzt habe ich ihn nicht. Nun musste ich ihn hier wieder aufstellen und mache mich daran, für die kleine Chefin ein paar Dateien herauszusuchen. Das ist auch so eine Sache für sich: Am 28.02. endete das Projekt, am 15.03 mein Vertag. Jetzt kommt Leitung und braucht noch einmal Dateien. Wenn ich nicht alles gesichert hätte! Mein Firmenrechner wurde damals von der IT abgebaut. Wären die nicht für die Datensicherung zuständig gewesen? Egal, ich finde die Dateien und sende sie der kleinen Chefin. Sie freut sich sehr.
14:30 Uhr
Ich habe noch nicht viel erledigt, trotzdem bin ich sowas von müde. Ob das am Wetter liegt? Es regnet, seit ich vorhin hier angekommen bin. Am liebsten würde ich mich bissel auf die Couch kuscheln, aber es ist noch so viel zu tun.
15:00 Uhr
Der Sohn ruft an. Ob ich in 10 Minuten vorbei kommen kann. Ob wir noch ein paar alte Möbel zum Wertstoffhof fahren wollen. Naja… wollen. Ich mache mich auf den Weg.
Im strömenden Regen beladen wir das Auto, fahren eine Tour. Dann eine zweite. Eine dritte geht nicht zum Wertstoffhof, sondern zu Freunden in den Garten.
17:30 Uhr
Wir sind wieder bei mir. Ich parke vor dem Haus halb auf einer offiziellen Parkfläche, halb dahinter. Der Sohn räum meinen Kram aus und kümmert sich noch um eine Misslichkeit in meiner Küche. Zu mehr reicht die Zeit nicht, weil er mit der SchwieTo Fußball gucken will. Der Anpfiff ist wohl 18 Uhr.
18:30 Uhr
Ich rufe den Schatz an, möchte wissen, wie es ihm geht. Ich glaube, mein Anruf tut ihm gut.
Die Hexe ruft an. Sie hat gerade gelesen, was ich über unser Malheur mit dem Hagel geschrieben hatte und hat fast geweint. Wir verabreden noch verschiedenes für die Reise.
Ich sollte mal was essen.
20:00 Uhr
Inzwischen tut mir alles weh. Dabei dachte ich, die Bauchschmerzen hätten sich verflüchtigt. Wahrscheinlich war die Räumerei doch bissel viel, obwohl das meiste der Sohn gemacht hat. Vor dem Haus ist ein offizieller Parkplatz frei geworden und ich stelle das Auto ordentlich ab.
Ich stricke noch ein paar Runden, texte mit der Schwester. Mehr wird heute nicht.
21:30 Uhr
Gute Nacht.
Liebe Mira
….heieiei, kein Wunder sind Sie oft müde und ausgepowert. Bei Ihrem Pensum immer wieder bin ich schon beim lesen erschöpft.:-)
Ihnen täte eine laaaaange Auszeit mal richtig gut!
Hoffentlich erholen sich die liebevoll umsorgten Pflanzen doch noch wieder und auch das traurigsein des Jenaverliebten!
Übrigens, die Barfussschuhe habe ich mir bestellt. In schreiend bunt….das Wetter ist grau genug derzeit. 🙂
Herzlichst Ilona
Liebe Ilona, schreiend bunte Barfußschuhe sollte ich mir vielleicht auch noch bestellen, denn die Paare, die ich habe, sind alle drei gefüttert. Für den Sommer habe ich gar keine. Das sollte ich ändern.
Ja, eine längere Auszeit könnte ich brauchen, aber dann hätte ich vielleicht wieder ein schlechtes Gewissen. Noch haben sich die neuen Aufträge nicht so eingespielt, dass ich ein kontinierliches Einkommen habe. Immer mal da etwas, mal dort etwas. Daran muss ich noch arbeiten, damit das wieder regelmäßig und zuverlässig wird.
Den Pflanzen geht es mittlerweile schon wieder ganz gut.
Viele liebe Grüße
von Mira