Wenn Andrea nachher wieder zum Samstagsplausch einlädt, kann ich mich heute nur kurz melden, denn heute ist Muttis Umzugstag. Da der bisherige Pflegedienst nun nicht mehr kommt, am Wochenende ja ohnehin nicht, muss ich nachher gleich los. Unterwegs möchte ich frische Brötchen holen und dann die Mutti aus dem Bett holen und schön frisch machen, die Tabletten verabreichen. Deshalb möchte ich auch pünktlich sein, nicht wie beim Pflegedienst, bei dem sie die Morgentabletten an einem Tag um 9 Uhr bekam, am anderen 10.30 Uhr, wie es eben in die Tour passte. Dann möchte ich mit der Mutti schön frühstücken, wobei ich wahrscheinlich nur dabeisitzen werde. Das war in letzter Zeit immer so, dass ich bei ihr keinen Bissen hinunter brachte. Ich weiß nicht, warum das so war, aber heute weiß ich es. Mich würgt nämlich die Ungewissheit, ob mit dem Umzug alles klappt.
Von meiner Seite habe ich alles getan, was ich konnte, damit alles gut geht. Die SchwieTo hat auch nach Kräften geholfen. Da haben wir am Donnerstag das Bett heran geholt und gestern den Schrank. Wenn es nach dem Sohn gegangen wäre, hätten wir den Schrank auch noch am Donnerstag mitbringen sollen. Hey, ich habe keinen LKW. Mein Auto ist zwar groß, aber es war mit dem Schrank restlos voll, da hätte das Bett nicht mehr hinein gepasst. Da es mir aber wichtiger war, dass die Mutti ein Bett hat, haben wir das zuerst geholt. Das war aber unsinnig, weil der Sohn es gestern nicht geschafft hat, es aufzubauen. Laut SchwieTo will er zwar heute ab 8 Uhr dort in der WG sein und die Möbel aufbauen, aber ich kenne meinen Sohn…
Update
Ich habe gerade angerufen, er ist auf dem Weg und die SchwieTo auch. Es ist 8:08 Uhr. Da kann ich jetzt Hoffnung haben, dass doch alles klappt.
Moin!
Genau diese Entscheidung musste ich im Frühjahr für meine „übrig gebliebene“ Stiefmutter treffen. 260 km entfernt in Ostfriesland, demenzbedingt ein Alleinewohnen nicht mehr zu verantworten.
Es war nicht einfach, aber wir haben es gut geschafft und die liebe Frau blüht förmlich auf. Eine kleine gemütliche Pflegeeinrichtung mit nettem Personal, einem achtsamen Rahmen und viel Fürsorge umgibt sie jetzt. All das hätte ich ihr in Hamburg nicht bieten können… Ich bin so erleichtert, die Verantwortung nicht mehr alleine tragen zu müssen. Dafür fahre ich gerne weiter alle paar Wochen zu ihr und schicke Karten. Telefonieren klappt nicht mehr.
Starke Nerven, viel Erfolg und gutes Gelingen wünsche ich Euch!
Liebe Grüße, Karin
Liebe Karin, so, wie du es beschreibst, war es auch bei meiner Mutti. Sie konnte einfach nicht mehr allein bleiben. Seit ein paar Wochen hat sie nicht mehr gelesen und dann ließ auch das Fernsehen nach. Zum Schluss tigerte sie immer zwischen Couch und Bett hin und her. Und dann fand ich in der Küche immer Schnipsel von allem Möglichen, Mülltüten, Zettel, Spüllappen. Sie hat an allem herum geschnitten, weil sie mit ihrer vielen Zeit allein nichts mehr anzufangen wusste.
Nun ist sie gestern umgezogen, genau zur Kaffeetrinkenzeit. Da bekam sie zuerst ein riesiges Stück Kuchen und der Pfleger wollte ihr Tee geben. Sie wünschte sich aber Kaffee und er hat extra frischen für sie gemacht. So hatte ich noch Zeit, ihr Bett schön zu beziehen und zwei kuschelige Decken darauf zu legen.
Der Sohn und die SchwieTo waren noch mit dem Schrank beschäftigt. Das war wohl recht tricky, den aufzubauen. Aber sie haben es geschafft und ich konnte Muttis Sachen hinein räumen.
Als ich dann zum Abendessen an ihren Platz brachte, wurde sie gleich von einer hundertjährigen Dame in ein Gespräch verwickelt.
Ich weiß sie dort gut aufgehoben. Und das tut mir unglaublich gut. Mein schlechtes Gewissen, nie genug für sie tun zu können, ist schlagartig verflogen.
In den nächsten Tagen werde ich immer wieder hingehen und ihr noch Kleidung bringen, die derzeit noch bei mir auf der Leine hängt und mit ihr schwatzen und kuscheln. Sie hat sich in den letzten Tagen immer so eng an mich angekuschelt, als hätte sie Angst, dass ich ihr verloren gehe, wenn sie umzieht. Natürlich gehe ich ihr NICHT verloren, im Gegenteil. Das wird schöner zwischen uns, weil ich nicht mehr fertig und genervt bin durch die Pflege, sondern Freizeit mit ihr verbringen kann.
Unser Glück ist, dass ich im gleichen Ort wohne und dass sie nur etwa 500 Meter von ihrer alten Wohnung entfernt wohnt. So kann ich im Grunde jeden Tag hingehen. Das wird sicher nachlassen, wenn ich nicht mehr so viel hinzubringen habe und wenn sie sich gut einlebt, denn dann hat sie sicher auch am Nachmittag anderes vor, als mit mir auf Bude zu hocken. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich.