Was machst du eigentlich den ganzen Tag? fragt Frau Brüllen.
Was für ein Tag
06:45 Uhr
Augen auf. Fenster auf. Es sieht ein wenig so aus, als wollte das ein sonniger Tag werden. Sonne für’s Gemüt. Die kann ich gut brauchen.
07:15 Uhr
Heizung zu, Balkontür auf.
Ich war inzwischen im Bad und nun gibt es erstmal Milchkaffee.
08:15 Uhr
Die Weinkönigin ruft an, um sich mit mir über den Link zu unterhalten, den ich ihr in der Nacht gesendet habe. Das ist der Beweis, dass es der Regierung überhaupt nicht um die Gesundheit der Bevölkerung geht, sondern ausschließlich um die Gewinnmaximierung einzelner Pharmakonzerne. Alles andere ist Lüge. Wohlgemerkt: Wer hier berichtet, ist nicht irgendein Wurschtblatt, dem man Verschwörungstheorien nachsagen könnte. Hier berichtet immerhin Der Spiegel, der üblicherweise feste in das Horn der Regierung tutet und den Müll verbreitet, den die Regierung verbreitet haben will.
12:00 Uhr
Ich habe fertig. Nun müssen die Briefe nur noch zugeklebt werden, dann kann ich sie zur Post bringen. Mal hören, ob ich danach noch zu Katl kommen darf.
12:30 Uhr
Die Mutti quengelt. Alle fragen, warum du das nicht für mich machst.
Ach ja? Wer sind denn ALLE? Ich denke, sie hat niemanden. Wenn es darum geht, mich schlecht zu reden und darüber zu jammern, dass ich nicht nach ihrer Pfeife tanze, gibt es da plötzlich ALLE!
Ich hänge mich an den Rechner, melde sie für einen Impftermin an. Ich bin dagegen, die alte Frau jetzt inmitten des ganzen Theaters um die Impferei spritzen zu lassen. Aber sie will es, weil ALLE gesagt haben, sie soll das machen lassen. Wenn Frau Merkel befehlen würde, alle über 80 sollen aufs Dach steigen und runterspringen, würde sie es wohl auch noch machen. Ich bin es leid, ihr immer wieder zu erklären, dass und warum ich mich dabei fühle, als würde ich ein Todesurteil vollstrecken. Ich kann nicht mehr. Wenn sie es unbedingt will, soll sie machen. ICH will allerdings ein Schreiben von ihr, dass sie dies entgegen meiner Überzeugung durchgesetzt hat. Denn falls etwas schief geht und sie Schaden nimmt, käme der Rest der Familie und auch besagte ALLE zu recht zu mir mit der Frage: Du hast doch die Betreuungsvollmacht! Warum hast du das denn nicht verhindert!
Als ich ihr den Termin mitteile, passt ihr der nicht. Also, fordere ich einen neuen an. Der gefällt ihr noch weniger. Können wir dann doch den anderen? NEE! Können wir nicht. Also einen dritten. Der passt mir nicht, aber das ist der alten Frau egal.
13:30 Uhr
Ich darf nicht zu Katl. Weil sie ein Problem hat. Es stellt sich heraus, dass sie … ach nee, das gehört nicht hier her. Ist ihr Leben.
14:00 Uhr
Ich komme immer noch nicht vom Hof, denn ER ruft an. Das hatte ich ja nun gar nicht mehr erwartet. Klar freut es mich, aber ich glaube, ich reagiere doch recht verhalten und zeige meine Freude nicht so. Irgendwann im Laufe des Gespräches sagt ER: Ich will Sie wieder haben! Was für ein Satz! Das Verrückte an der Sache, in Brandenburg dürfte ich sogar arbeiten. Mit Einschränkungen, klar. Aber immerhin.
17:30 Uhr
Ich war nun endlich bei der Post und danach noch im N-Markt. Da kann es nachher Gurkensalat geben.
Lili ruft an und stellt nach dem ersten Satz fest. Du klingst so aufgekratzt, hast du eine gute Nachricht erhalten? Najaaa, wie gut die Nachricht war, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Schaun wer mal.
18:30 Uhr
Doch kein Gurtekensalat, dafür frisches Brot mit Butter und ein paar Krümeln Salz. Köstlich.
Am Abend
Noch eine Kanne Tee, ein wenig bloggen, ein wenig lesen.
Das war mein 5. März 2021.
Vielen Dank für einen kritischen Blogbeitrag zur gegenwärtigen Situation.
Ich lese immer mal wieder bei verschiedenen blogs mit und dies ist der erste kritische, der mir begegnet ist.
Den Link habe ich gestern auch von einer Freundin bekommen, unglaublich, was da getrieben wird.
Bleiben Sie kritisch,
Es tut so gut zu sehen, dass wir nicht allein sind.
Grüße,
Sandra
P.S.: meine Premiere: habe noch nie einen Kommentar auf einem blog hinterlassen
Vielen herzlichen Dank, liebe Sandra, für diesen Kommentar.
Oh ja, ich bleibe kritisch. Ich war 1989 mit auf der Straße. Aber ganz gewiss nicht für so etwas, wie es hier gerade abläuft. Das ist nämlich nicht viel anders, als das, was damals passierte. Nur noch krasser, weil wir nun nicht mal mehr im eigenen Land reisen dürfen, sondern Hausarrest bekommen. Für etwas, wofür wir nichts können.
Liebe und weiterhin kritische Grüße
die Mira