…dass ihr für mich da seid, an mich denkt, mir Mut macht und bereit seid, euch meine Sorgen anzuhören.
Chris kam gestern Abend auch noch vorbei, obwohl er nur ganz wenig Zeit hatte. Die hat er sich dann aber genommen, um mich anzuhören und mich wieder ein wenig aufzubauen. "Mach dir nicht so viele Sorgen, das wird schon", meinte er.
Und Evchen kam dann mit dem Spruch: "Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her." Mag sein, dass dieser Spruch abgedroschen klingt, allzuoft bemüht. Dennoch ist er sehr zutreffend. Man muss nur zum einen daran glauben und zum anderen bereit sein, das Lichtlein auch zu sehen.
Ich bin dazu bereit, ich halte geradezu Ausschau nach Lichtblicken. Leider kamen heute schon wieder zwei Rückschläge hinzu. Einmal ist mir seit heute Morgen übel, und vorhin auf dem Weg zur Schule bin ich gestürzt, ohne dass ich sagen könnte, wie es dazu kam. So, als ob mir ganz kurz schwindelig gewesen wäre.
Nun versuche ich, mich halbwegs zu fangen und meinen Unterricht trotz allem gut über die Bühne zu bringen.
In der Frühstückspause rief ich bei dem Herrn an, dem ich gestern die Mail geschrieben habe. Ich wollte ihm nur auf den AB sprechen, damit er meine Stimme kennt und sich dadurch vielleicht ein besseres Bild von mir machen kann, als nur von der Mail. Leider erfuhr ich bei dem Anruf, dass der arme Mann im Krankenhaus liegt und sich derzeit natürlich nicht um die Vermietung des Ladens kümmern kann. Tja, toll. Es soll wohl nicht sein.
Tja, und das bringt mich wieder zu dem Gedanken zurück, den ich gestern Abend schon hatte, als ich zu Bett ging. Was wäre, wenn all diese Missgeschicke und Rückschläge die "Lichtlein" wären, die Zeichen, auf die ich hören sollte?
Seit einiger Zeit schon hat mich so eine Unrast gepackt und ich habe Freunden gegenüber schon mehrmals geäußert, dass ich am liebsten alles hinter mir lassen und irgendwo anders noch einmal ganz von vorn anfangen würde. Das kann man tun, auch mit 50 noch. Man muss nur wissen, was man will. Und das wusste ich bisher nicht so genau. Da war nur das Gefühl, noch mal neu anfangen zu wollen. Dem entgegen stand jedoch, dass ich mir hier in den letzten Jahren einiges aufgebaut hatte, dem ich nicht so ohne weiteres den Rücken kehren wollte und konnte. Da ist der Dozentenjob und mein [vermuteter] guter Stand bei der Agentur, die mir diese Aufträge vermittelt. Da ist das Wolle-Lädchen, in das ich viel Kraft gesteckt habe und das inzwischen tolle Kundschaft hat. Das reißt man doch nicht alles nieder und geht, um irgendwo einen ungewissen Neuanfang zu wagen.
Nun scheint aber der Zeitpunkt gekommen zu sein, an dem alles den Bach runter geht, weil der Laden anderweitig vermietet werden soll, ich aber so schnell keinen anderen finde und weil der Jobvermittler meint, andere Dozenten müssen auch mal Aufträge bekommen, es soll schließlich gerecht zugehen. Und wenn dann noch die Organisatoren des Weihnachtsmarktes versuchen, ebenso gerecht zu sein und deshalb die Standplätze anderen Bewerbern geben, als denen, die schon in den letzten Jahren diesen Markt immer mit ihren Angeboten bereichert haben, dann könnte es doch an der Zeit sein, genau jetzt all dem den Rücken zu kehren und nun eben diesen Neustart zu wagen.
Vielleicht sollte ich gar nicht mehr versuchen, meine bisherigen Jobs zu behalten? Vielleicht sollte ich nicht mehr versuchen, immer neue Dozentenaufträge heran zu holen? Und vielleicht sollte ich mir auch kein neues Lädchen suchen? Vielleicht leuchtet das Lichtlein über kurz oder lang aus einer ganz anderen Richtung?
Vielleicht sollte ich einfach nur die Augen offen halten, damit ich es dann auch sehe? Und wenn ich es sehe, sollte ich vielleicht einfach zugreifen und mein altes Leben loslassen.