Es ist an der Zeit…

…dass ich euch endlich vom Haus am Meer erzähle.

Schon seit vielen Jahren träume ich davon, meinen Lebensabend an der Ostsee zu verbringen. In diesen Träumen besaß ich ein winziges Haus, eine Fischerhütte, irgend etwas in der Art. Ich stellte mir vor, dass ich weder viel Raum brauche, noch viele materielle Güter, nur ein Dach über dem Kopf und draußen das Meer. Und für lange Winterabende vielleicht dann doch Internet, um den Kontakt zur Außenwelt nicht zu verlieren.
Soviel zum Traum.
Wer mich kennt, weiß, wie ich über Träume denke. Die meisten werden {und müssen} Träume bleiben. Aber es gibt ein paar, die werden mit der Zeit zu Wünschen. Und von denen kann der eine oder andere auch zu einem Ziel werden. Ist ein Traum erst einmal so weit gediehen, sollte man alles daran setzen, ihn zu verwirklichen, das Ziel zu erreichen.

Gegebenheiten
Seit 2000 bin ich selbständig. Seitdem zahle ich nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Für eine private Vorsorge fehlte in den Anfangsjahren aber meist das nötige Kleingeld. Da ich vor meiner Selbständigkeit in abhängigen Beschäftigungen recht gut verdient habe, werde ich später eine Rente bekommen. Jedoch wird sie nicht gerade üppig ausfallen. Um genau zu sein, die Rente könnte gerade ausreichend sein, um eine Wohnung zu mieten, Strom und vielleicht Telefon zu bezahlen. Doch dann wäre Schluss. Keine Kleidung, nichts zu essen und erst recht kein Auto, keine Kinokarte, kein Konzert, kein Buch. Da müsste man dann wohl auch nicht mehr leben.
Die Alternative eröffnete sich, als ich E. kennenlernte. E. ist bereits seit einigen Jahren Rentnerin, betrieb früher eine Boutique und war rententechnisch gesehen in einer ähnlichen Situation, wie ich. Sie besitzt jedoch ein Wochenendgrundstück, auf dem sie ihre Sommer verbringen kann. Überwintern kann sie dort allerdings nicht. Und was tat sie? Sie entschied sich dafür, ihre geringe Rente zu nutzen, sich das Leben schön zu gestalten und verzichtete fortan auf eine Mietwohnung. Seither verbringt sie ihre Sommer "im Wald", wie sie es nennt, also auf dem Wochenendgrundstück und die Winter auf Djerba. Im Sommer lebt sie sehr spartanisch. Was brauche ich denn schon, wenn ich Sommer habe und Natur? Im Winter genießt sie dann in einem ALL-In-Hotel die Früchte ihrer sommerlichen Sparsamkeit. Dort ist es leicht, ein mondänes Leben zu führen.
Seit ich E. kannte, hatte ich keine Angst mehr vor Altersarmut. Selbst wenn sie mich ereilen würde {sie wird mich ereilen}, könnte ich noch soviel daraus machen, dass mein Leben schön bleibt. Natürlich müssen dafür noch ein paar Voraussetzungen geschaffen werden. Und so entstand die Idee, mir ein Dach über dem Kopf zu schaffen, dass mich keine Miete mehr kostet, wenn ich Rentnerin bin.
Zunächst war da noch der Traum vom Häuschen, das ich mir nach meinen Wünschen ausbauen wollte. Nachdem ich jedoch unzählige Angebote angeschaut hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich es nicht hinbekommen werde, mir allein ein Häuschen auszubauen. Und von meinem Sohn wollte ich nicht verlangen, dass er seine ganze Kraft dafür einsetzt, meinen Traum zu verwirklichen. Das sollten Eltern nicht tun, finde ich. Und so kam ich dann auf den Gedanken, mich nach einer Wohnung umzuschauen.

Am 24. Juni 2017 fand ich das Objekt meiner Wünsche.
Drei Zimmer, Küche, Bad, Balkon. Erdgeschoss, damit ich später nicht mehr so viele Treppen steigen muss. Dazu eine Garage. Viel Grün drum herum und, wenn ich will, ein Garten hinter dem Haus.

Vor dem Haus

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Mein Balkon

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Der Garten hinter dem Haus

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20 km bis zum Wasser, mit dem Auto. Mit dem Fahrrad ist es kürzer, weil man Feld- und Wiesenwege nutzen kann.

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Und so ist das Haus am Meer in Wahrheit eine Wohnung. Da sie die Erfüllung meines Traumes vom Haus am Meer ist, hat sie von mir eben diesen Namen bekommen.

6 Gedanken zu “Es ist an der Zeit…

  1. Hallo liebe Mira,

    einen schönen Traum hast du dir da erfüllt. Finde ich so Klasse was du da geschafft hast. Ich wünsche dir eine schöne Zeit am Meer und vielleicht… das Wäre schön.

    Viele liebe Grüße von Elfi

    1. Vielleicht… liebe Elfi, das machen wir auf alle Fälle.
      Morgen kaufe ich schon die nächste Schlafcouch, das heißt, es sind alles Segmente, die nach Wunsch zusammen- oder auch wieder auseinander gestellt werden können. Ich muss sie einzeln kaufen, weil immer nur eines in mein Auto passt. Aber das macht nichts, irgendwann im Laufe des nächsten Jahres haben wir genug Schlafgelegenheiten und dann…

      Liebe Grüße
      die Mira

  2. Sieht jetzt nicht ganz aus wie eine malerische Fischerhütte, aber wen stört das schon? Es ist praktisch, geräumig (Fischerhütten mit 3 Zimmern sind vermutlicher eher die Ausnahme) und nah am Meer – perfekt! Herzlichen Glückwunsch!

    1. Danke liebe Centi,
      die Vorzüge hast du genannt, zu denen noch ein wichtiger hinzu kommt: Es ist MEINE Hütte.
      Tja, und das malerische, das richte ich mir drinnen ein. Hoffe zumindest, dass mir das gelingt. Und ich will ja eben drinnen wohnen und es nicht von draußen betrachten, denn zum draußen Betrachten habe ich das Meer.

      Liebe Grüße
      die Mira

  3. Dann drücke ich dir kräftig die Daumen, dass die Zukunft all das für dich bereithält, was du von ihr erhoffst. Warum auch nicht, bis hierher sieht es doch sehr gut aus. Hast du prima geplant und hinbekommen. Und was das Haus betrifft: ist doch gar nicht verkehrt, die Wohnung befindet sich in diesem Haus und du bist Teil von ihm.

    Das Thema Altersarmut ist ein weites Feld. Es wird wohl in naher Zukunft zu einem bedeutenden Thema werden. Die Baby-Boomer gehen derzeit in Rente. Viele existentielle Katastrophen beginnen gerade oder stehen kurz vor ihrem Ausbruch; ob sie unsere Gesellschaft positiv zu verändern helfen? Spätestens in einer Generation werden wir es wissen, dann wird sich zeigen, ob wir ruhigen Gewissens im Warmen unser Frühstücksei verspeisen im Angesicht und der Gewissheit vieler Tausend unter ärmlichsten Bedingungen hausender Mitmenschen, oder ob wir willens und in der Lage sind, unser Sozialsystem den wichtigen Stellenwert einzuräumen, den es gebührt, damit alle ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht wird.

    Als ein Pessimist – nein, gestrichen und durch “skeptischer Optimist” ersetzt – befürchte ich allerdings, dass der Sozialneid als Massenphänomen eher noch zunehmen wird. Erst wenn es 90 Prozent der Bevölkerung schlecht ergeht, was man ja niemandem wünschen kann, wird sich dieses Land revolutionär verändern. Bis dahin heißt es für viele von uns: warm anziehen! Der kalte Hauch der Armut friert unsere Glieder ein. Man kann nur hoffen, dass er nicht auch noch unsere Herzen zu Eis erstarren lässt.

    1. Ach Georg, seufz.
      Wie du schon sagst, die Altersarmut ist ein weites Feld. Und viele, viele haben noch gar nicht begriffen, wie knapp sie vor einer Katastrophe stehen. Dass diese unzähligen persönlichen Tragödien, die uns bevor stehen, die Gesellschaft verändern werden, glaube ich allerdings nicht, zumindest nicht positiv. Da nenne ich mich ruhig Pessimist, denn der ist in vielen Fällen einfach nur besser informiert. {Oder sieht Zusammenhänge, die anderen verborgen sind.}

      Ich bewundere dich dafür, wie wundervoll poetisch du dieses schwierige Thema in die letzten beiden Sätze deines Kommentars gefasst hast.
      Danke.

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